Verpassen Sie nicht die besten Musik-Neuerscheinungen aus allen Genres, jeden Monat von unserer Qobuz-Redaktion für Sie zusammengestellt.

Rock, Alternative & Pop

Der April feiert das Comeback der Libertines! Das Quartett um Peter Doherty und Carl Barât war nach Jamaika gereist, um All Quiet on the Eastern Esplanade zu komponieren, ein Konzentrat aus aufrichtigem Rock und feinster Produktion, das zwischen düsteren Balladen und klassischen Pop-Orchestrierungen wechselt. Wir durften die beiden Köpfe der Band treffen, was sie in unserem exklusiven Video-Interview entdecken können. Eine weitere britische Punkband, Fat White Family, kehrt mit ihrer vierten Platte zurück, dieses Mal jedoch ohne ihren Gitarristen Saul Adamczewski. Der Frontmann Lias Saoudi ist nun allein am Ruder und führt die Familie auf Forgiveness Is Yours zu einer bitteren und intimeren Poesie. Ebenfalls im Vereinigten Königreich zollt der Dire Straits-Gitarrist Mark Knopfler der Stadt Newcastle in dem nostalgischen Rückblick One Deep River erneut Tribut und präsentiert eine legendäre Platte, die seine Fans sicherlich nicht enttäuschen wird.

Auf der anderen Seite des Atlantiks geht es nicht weniger ruhig zu, mit tollen neuen Releases von den Black Keys, die ihr Adressbuch zücken und Beck, Noel Gallagher, Kelly Finnigan, Leon Michels, Greg Kurstin oder Dan The Automator mit an Bord zu Ohio Players holen. Zudem ist Annie Clark alias St. Vincent mit ihrem aufwühlenden und einnehmenden Indie-Album All Born Screaming zurück und beweist ein weiteres Mal ihr Multitalent als Sängerin, Songwriterin und Gitarristin.

Zum Abschluss sollten Sie die Alben von zwei ganz großen Stars zweier Generationen nicht verpassen: Neil Young nimmt mit seiner Band Crazy Horse auf Fu##in’ Up sicherlich kein Blatt vor den Mund und auch Superstar Taylor Swift ist mit ihrem 31-Track-(!)-langem Album THE TORTURED POETS DEPARTMENT: THE ANTHOLOGY wieder ganz oben in den Charts mit dabei!

Jazz

Das reichhaltige Programm des Monats April beginnt mit einer meisterhaften Hommage der Bassistin und Komponistin Meshell Ndegeocello, The Magic City, an den kosmischen Free-Jazz von Sun Ra, die von einer Reihe namhafter Gäste begleitet wird sowie mit dem neuen Werk People of Earth des Kollektivs Black Lives, das durch zahlreiche Musiker und Musikerinnen aus Afrika, den Vereinigten Staaten und der Karibik einen beeindruckenden Einblick in den außergewöhnlichen Eklektizismus dieser Afro-Diaspora gibt. Darüber hinaus setzt Shabaka, eine Symbolfigur der neuen Londoner Jazzszene, mit Perceive Its Beauty Acknowledge Its Grace den Wandel fort, den er mit seinem letzten Album eingeleitet hat, indem er vom Saxophon auf die Flöte wechselt und ein Manifestalbum von großer spiritueller Kraft schafft.

Die junge chilenische Tenorsaxophonistin Melissa Aldana, die sich in Brooklyn niedergelassen hat, tritt mit großem Talent in die Fußstapfen der Legende Wayne Shorter und legt mit Echoes of the Inner Prophet ihr bislang bestes Album vor, das einer Jazz-Tradition folgt. Bill Frisell hingegen lässt sein Trio in die kinematischen Arrangements des Veteranen Michael Gibbs eintauchen, um mit Orchestras eine spannende Neuinterpretation seiner Traumwelt zu schaffen. Außerdem veröffentlicht Fred Hersch mit Silent Listening sein erstes Soloalbum für ECM.

Doch auch der europäische Jazz kommt nicht zu kurz: Der Saxophonist Stefano Di Battista setzt mit La Dolce Vita seine lyrische Erkundung einer gewissen imaginären Welt fort, die mit dem goldenen Zeitalter des italienischen Kinos verbunden ist; die dänische Pianistin und Dirigentin Kathrine Windfeld enthüllt an der Spitze ihres Sextetts ihr ganzes Talent als Komponistin und Arrangeurin (Aldebaran) und der unverzichtbare französische Bassist Sylvain Daniel präsentiert mit Slydee ein unwiderstehlich grooviges Album.

Blues, Country, Folk

Leyla McCalla ist zurück! Im April ist die Amerikanerin auf ihrem neuen Album Sun Without The Heat zu hören, ein Riesenschritt in alle Musikrichtungen der afroamerikanischen Diaspora. Neben Rihannon Giddens, Sunny War, Valerie June und einigen anderen eröffnet sie den Sampler My Black Country, der sich dem Repertoire von Alice Randall widmet, einer seltenen afroamerikanischer Lichtfigur und Singer-Songwriterin in der Welt des Country. Geografisch nicht weit von McCalla entfernt, erforscht die Cajun-Queen Ann Savoy die Einflüsse ihrer Jugend auf Another Heart, einem Album, auf dem man Coverversionen von The Kinks, Donovan oder Springsteen findet.

Auf männlicher Seite kann man sich an der intimen Live-Show des Folk-Blues-Gentleman Eric Bibb erfreuen, der von Eleganz und Sanftheit geprägt ist. Das Blues-Ereignis des Monats - wenn nicht sogar Jahres - ist jedoch die Rückkehr von Cedric Burnside mit der treffend benannten Hill Country Love, einem neuen Brulot aus Nord-Mississippi. Die Liebe zur Tradition, aber mit einem kräftigen Tritt in den Hintern. Im Country-Bereich ist es höchste Zeit, Drunken Prayer zu entdecken, deren sechstes Album The Name Of the Ghost is Home ein seltener Americana-Likör zwischen Folk, Soul und coolem Indie-Rock ist, mit einem Hauch an zeitlosen Klassikern.

Hard Rock & Metal

In Bereich Hard Rock & Metal gerät der April sehr schnell in eine verheerende Spirale für empfindliche Trommelfelle, mit Ekbom von Benighted, einem Brutal-Death-Album, auf dem die französische Band alles schneller, härter und stärker macht. My Dying Bride nehmen sich auf ihrem Doom auf A Mortal Binding die Zeit, sich zwischen zwei melancholischen Flächen und soliden Riffs zu erholen. Die Musiker von DVNE sind ebenso technisch wie kreativ auf höchstem Niveau und entwickeln weiterhin die alarmierende Seite ihres Universums zwischen Post-Metal und Progressive Rock, wobei sie mit Voidkind an ihren Erfolg anknüpfen.

Blue Öyster Cult haben ihr 50-jähriges Jubiläum mit einem Live-Album gefeiert und mit Ghost Stories, einer Platte, auf der sie Lieder neu aufgenommen haben, die hauptsächlich zwischen 1976 und 1983 veröffentlicht wurden, Perlen der Vergangenheit entdeckt, die oft in Vergessenheit geraten sind. Diejenigen, eben gern an alte Zeiten zurückdenken, können sich an der Linkin Park-Compilation Papercuts (Singles Collection 2000-2023) erfreuen, die sieben Jahre nach dem Tod von Chester Bennington erscheint, während über eine Wiedervereinigung spekuliert wird, ohne zu wissen, wer ihn hinter dem Mikrofon ersetzen könnte. Während all diese Leute im Studio kompilieren oder neue Sachen aufnehmen, haben Pearl Jam ihr neues Meisterwerk Dark Matter veröffentlicht und führen damit ihre legendäre Diskografie fort.

Deutsche Musik

Sie haben nicht nur eine ganze Generationen - national und international - geprägt, für ihr neues Projekt haben sie sogar ein neues Genres geschaffen: apm - alien pop music. Die Einstürzenden Neubauten sind selbst nach über vier Jahrzehnten Bandgeschichte für Überraschungen zu haben und starten mit ihrer neuen Platte in die sogenannte Rampen-Phase, mit improvisierten Songs (“Rampen”) die bei Konzerten entstanden sind. Darüber hinaus können wir diesen Monat Wolfgang Niedecken mit seiner Band BAP auf dem Live-Album Zeitreise (Live im Sartory) hautnah erleben - als wären wir selbst vor Ort dabei gewesen. Und da wir gerade bei Live-Aufnahmen sind: Die Seele hinter Fortuna Ehrenfeld, Martin Bächler, hat letzten Dezember ein bezauberndes und intimes Solo Live-Konzert gegeben, das nun digital veröffentlicht wurde. Mit andächtigen Klavierballaden und künstlerischer Aufrichtigkeit nimmt uns Bächler für einen kurzen Moment mit in seine skurrile Welt.

Bevor wir Ihnen das Highlight des Monats in deutscher Musik präsentieren, sollten Sie jedoch unbedingt zwei Newcomerinnen kennenlernen. Die Münchnerin Elena Rud veröffentlicht mit ihrem Debütalbum Heimlich weinen feinsten deutschen Indie-Rock mit frechen Texten und eingängen Melodien. Weitaus ruhiger, aber keinesfalls weniger bezaubernd, ist das Projekt Nichtseattle der Singer-Songwriterin Katharina Kollmann, die mit ihrem Album Haus tiefgründige und wunderschöne Songs zum Ausdruck bringt. Schließlich sind es altbekannte Gesichter, die unser Herz diesen April erobern: Mit Gute Laune ungerecht verteilt manifestiert die Hamburger Band Kettcar ihre Stelle in der deutschen Indie-Szene und führt uns mit ihren sozialkritischen und ausgefeilten Texten ein weitere Mal vor Augen, in was für einer Welt wir eigentlich leben.

Klassik

Opernfans hatten diesen Monat das Vergnügen, einen ästhetischen Spagat zu genießen, und zwar mit beiden Beinen auf beiden Seiten des Atlantiks: Auf der europäischen Seite hat uns das französische Label Palazzetto Bru Zane mit einer bemerkenswerten Gesamteinspielung der Déjanire von Camille Saint-Saëns beglückt. Auf der amerikanischen Seite erwartete man mit Spannung die Veröffentlichung der Oper The Hours von Kevin Puts, einem der führenden Köpfe der neuen amerikanischen Musik und Pulitzer-Preisträger von 2012. Die Produktion — eine Adaption des Films von Stephen Daldry aus dem Jahr 2002 — dessen Soundtrack von Philip Glass in Erinnerung geblieben war, wurde an der Metropolitan Opera mit einer außergewöhnlichen Besetzung vorgestellt: Renée Fleming, Joyce DiDonato und Kelli O’Hara, dirigiert von Yannick Nézet-Séguin. Und alle Mozartfreunde aufgepasst! Die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz veröffentlicht mit Mozart, You Drive Me Crazy! ihre Hommage an das Wunderkind der Klassik, indem sie ausgewählte Arien aus seinen Meisterwerken Don Giovanni, Così fan tutte oder Le nozze di Figaro brillant darbietet.

Am Klavier kehren auf Alpha Classics einerseits der argentinische Pianist Nelson Goerner mit einem neuen Liszt-Album zurück, das durch seine Klarheit und Reinheit besticht, sowie die russische Pianistin Anna Vinnitskaya, die sich auf Piano Dances den Komponisten Ravel, Widmann und Schostakowitsch widmet. Auch die Chopin-Monografie des vielversprechenden Yunchan Lim, die bei Decca erschienen ist, sollte man nicht verpassen.

Schließlich können Liebhaber und Liebhaberinnen der Orchestermusik an drei ganz besonderen Aufnahmen erfreuen: Sir Simon Rattle interpretiert mit dem London Symphony Orchestra symphonische Werke von Britten und auch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks widmet sich mit der deutschen Stargeigerin Isabelle Faust dem Violinkonzert sowie ausgewählter Kammermusik des britischen Komponisten. Zu guter Letzt sollten sie auf keinen Fall das transzendente Album Himmelfahrt des Freiburger Barockorchester, zusammen mit dem Ensemble Vox Luminis und Lionel Meuniern, mit barocken Werken von Bach und Telemann verpassen.

Electronic Music

Lange haben wir auf ein Comeback gewartet, jetzt ist es endlich soweit! Justice sind mit Hyperdrama zurück und haben eine ganze Menge an sensationellen Features im Gepäck, darunter Thundercat und Tame Impala! Ein dramatischen House- und Dance-Album, auf dem die beiden Franzosen Gaspard Augé und Xavier de Rosnay zu ihren Wurzel zurückfinden. Ein Qobuzissime gibt es auch in diesen Monat für das französische Duo UTO und When all you want to do is be the fire part of fire, das nun - wie Rone oder Deena Abdelwahed - bei InFiné unter Vertrag steht. Darüber hinaus sollte Sie sich ISSO10 nicht entgehen lassen, das neueste Werk des deutschen Produzenten Skee Mask für Ilan Tapes: Techno, der die Köpfe anstrengt und eindeutig eine der Platten des Monats. Ebenfalls erwartet Sie das Album Silence Is Loud der englischen Jungle-Sensation Nia Archives, das Rave-Breakbeats mit Folk-Pop-Songs verbindet. In Großbritannien veröffentlicht Will Phillips alias Tourist sein elegantes fünftes Album Memory Morning, eine sanfte Zusammenfassung der Einflüsse der britischen Indie-/Elektronikszene des letzten Jahrzehnts. Schließlich sind auch Mount Kimbie wieder dabei, die sich mit The Sunset Violent immer weiter vom Post-Dubstep ihrer Anfänge entfernen und stattdessen Gitarre-Sounds verstärken.

World Music

World Music, die zum Reisen und Entdecken neuer (oder alter) musikalischer Horizonte einlädt, wird diesen Monat vom Duo Marion Cousin & Eloise Decazes erfunden. Die beiden Sängerinnen, die mit traditionellen Repertoires in Verbindung stehen, lassen auf Com a lanceta na mao vergessene Lieder aus dem Nordosten Portugals wieder aufleben. Zudem können wir die Sängerin Sahra Halgan erleben, die aus Somaliland stammt — dem sogenannten “Land, das es nicht gibt” (es hat 1991 seine Unabhängigkeit erklärt, wird aber von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt). Sahra Halgans Musik hingegen existiert sehr wohl, die sie auf ihrem teuflisch funkigen Hoddi Dhawar manifestiert und das Erbe des Ethio-Grooves modernisiert.

Darüber hinaus gibt es tolle Neuerscheinungen aus Brasilien: Novela, das neue Album der berauschenden Diva Céu im Retro-Stil mit Streichern, weichem Bass und Liebesmelodien, dicht gefolgt vom zweiten Album von Bruno Berle, das im selben Genre angesiedelt ist, aber nebliger und psychedelischer klingt. Darüber hinaus legt das texanische Trio Khruangbin mit A La Sala nach, ein Album voller Instrumentalflächen und diskretem Charme, in denen man Laura Cox flüstern und die Grillen zirpen hört. Und wir schließen mit dem Highlight des Monats: dem neuen Top-Zen-Instrumentalalbum der Sitaristin Anoushka Shankar.